Klosters, Kinderheim Soldanella

Kommentar

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Weitere Opfer klagen an

So berichtet etwa C. M. über folterähnliche Strafen im Kinderheim Soldanella in Klosters in den sechziger Jahren. Der Heimleiter (genannt «Onkel») hielt den Kindern Elektroden an den nackten Hintern, seine Frau (das «Tanti») drehte derweil an einem verkabelten Telefon­induktor und erzeugte so Strom. Andere Kinder mussten dem Prozedere im Halbkreis zuschauen.

Artikel im Beobachter

AnBi
16.11.2010

Wir haben den Leiter Götti genannt

Ich war auch da, wir haben den Leiter Götti genannt. Bei der Aufnahme wurde mein Gewicht gemessen, als es nach einiger Zeit immer noch die gleichen 29 kg betrug, schlug mir das Tanti ins Gesicht und schimpfte: immer noch 29 kg. Die geschilderten Elektroschocks habe ich aus der Ferne beobachtet. Sie wurden für Bettnässer angewandt. Die meisten Kinder waren Ferienkinder. Mein kleiner Bruder und ich waren aber länger da. Ich hatte ein halbes Jahr, abgesehen von hin und wieder einem Lehrerbesuch, keine Schule. Die Köchin Berta war nett, an sie wandte ich mich, sollte ich mal eine wichtige Frage haben. Sie machte mir auch immer ein Haselnussbrot vor meinem wöchentlichen Ausgang zur Geigenstunde im Dorf. Das Frühstück am Donnerstag und Sonntagmorgen liebte ich sehr, denn da gab es Kakao. Ansonsten brachte ich die morgendliche Haferschleimsuppe fast nicht runter. Wir wurden gezwungen, zwei Teller davon zu essen.Am Mittwochabend beim Milchreis rannte ich immer aufs WC um mich zu übergeben. Mein Tischnachbar hat dann aufgegessen.Wir gingen auch wandern und haben Enziane gesammelt und nach Hause geschickt. Hin und wieder spielte der Götti Klavier und ich glaub wir sangen? Kamen Fresspäckli von zu Hause mussten diese mit den andern geteilt werden. Im Hof spielten wir im Kies und haben uns darin Wohnungen reingekritzelt und uns gegenseitig besucht. Auch hatten wir einen Rundlauf, sich da dranzuhängen war sehr beliebt. Einmal die Woche wurden die Kleider gewechselt. Am Morgen mussten wir eine Stunde in der gedeckten Veranda liegen, wir durften sprechen und Mickey Mousehefte anschauen, am Nachmittag mussten wir 2 Std. ruhig im Schweigen liegen. P.M. der auch kein Ferienkind war und ich konnten dann wählen, ob wir liegen oder arbeiten wollten. So haben wir z.B. die Schuhe aller Kinder geputzt. Am Sonntag konnte man, wenn man wollte die Kirche in Klosters besuchen. Das Traumatische an meinem Aufenthalt war die Tatsache, dass meine Eltern mich und meinen kleinen Bruder abgeschoben hatten. Ich litt darunter, nicht mit meinem kleinen Bruder in der gleichen Gruppe zu sein. Einmal hatten nur wir zwei die Masern, da konnten wir zusammen in einem Zimmer sein. Ein andermal nahm ich ihn bei der Hand und wollte nach Hause laufen, wusste dann aber nicht wie und kehrte um. Ich wüsste gerne, was aus P.M. geworden ist. Auch er hatte einen Bruder mit anderem Nachnamen, M.K. Die Beziehung, die wir untereinander hatten tröstete mich über den Verlust der Eltern hinweg und als diese dann kamen und uns nach Hause holten, wollte ich gar nicht mehr. Ich betrachte meinen Artikel nicht als Klage, einfach mehr als Erzählung, da ich mit meiner Vergangenheit ausgesöhnt bin, gibt es nichts zu klagen, was aber mit P.M. ist wüsste ich gerne.

ozeana
28.11.2013

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