Hausen am Albis, Landerziehungsheim Albisbrunn

Kommentar

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Psychoterror vom feinsten

Auch ich war1974 bis 76 in diesem Heim gelandet, respektive unter völliger Absenz der dafür notwendigen, rechtlichen Grundlagen dort eingeliefert worden. Denn eigentlich war für die Aufnahme in dieses Heim damals bereits eine festgelegte Mindestaltersgrenze, welche ich bei meiner Einlieferung erstens nicht erreicht hatte. Zweitens war dieses Heim (zumindest damals) vorgesehen für schwersterziehbare Jugendliche, MIT einer kriminellen Vorgeschichte. Eine solche gab es bei mir jedoch absolut nicht zu finden, sondern man wusste lediglich nicht mehr wohin mit mir.

Diese Aspekte wollte ich hier nicht unerwähnt lassen, da die Behörden es sich bis heute immer wieder regelmässig heraus nehmen, sich zu meinem Schaden über die Gesetze hinweg zu setzen. Gleichzeitig aber erwartet derselbe Gesetzgeber wiederum, dass ich mich an dessen Gesetze halten soll, egal wie widersinnig, rechtlich untragbar, oder menschlich brutal diese nun seien mögen. Und dies ist eigentlich, was mich auch heute noch immer aufs schwerste belastet, denn mit den Folgen dieser Unrechtfertigkeit, werde ich jeden Tag in meinem Leben aufs neue konfrontiert.

Ich selbst also bin Jahrgang 1961 und machte meine ersten Heim Erfahrungen im Jahre 1964, wo ich eines Morgens aus dem Bett geholt wurde. Nichts wissend darüber was nun geschehen sollte, weshalb da Koffer gepackt wurden und weshalb man mich ins Auto verfrachte, ging es also Ab in Richtung Mümliswil, wo man mich dann abstellte. Und nach diversen anderen Heim Erfahrungen landete ich dann wie erwähnt auch im Albisbrunn.

Dort spielte ich den Erziehern natürlich durch eine dumme Bemerkung meinerseits gleich einmal den Ball in die Hände. Diese dumme Bemerkung richtete sich eigentlich gegen den Umstand in ein Erziehungsheim eingewiesen zu werden, wurde jedoch von den anderen Insassen eher als eine gegen sie gerichtete Beleidigung aufgefasst. Ein Umstand, welcher sich zu einem späteren Zeitpunkt natürlich wie Zucker über die Zungen der Erzieher goss. Denn in diesem Heim waren doch so einige, schwere Jungs zu finden, vor welchen die Erzieher oftmals selbst Angst zu haben schienen. Was so nebenbei auch hinter vorgehaltener Hand gemunkelt und manchmal sogar sichtbar wurde. Nun also ist so ein Landerziehungsheim ein soziales Gebilde einer beachtlichen Komplexität welches Aussenstehende oftmals gar nicht erfassen können. Und egal wie gross die Differenzen zwischen einzelnen Individuen dieser Gruppe auch sein mögen: Unter dem Strich ist die Summe der Insassen eine verschworene Gemeinde.

Geschieht dann eben mal etwas, von dem die Erzieher nichts wissen, was aber z.B. strafrechtlich relevant sein könnte, so sieht es für die Erzieher also erst einmal schlecht aus. Was also machen um hinter die Geheimnisse der Insassen zu kommen? Ganz klar: Man muss sich einen Spitzel besorgen, war natürlich wie dort wahrscheinlich schon lange üblich die Antwort darauf. Und wie immer im Leben sucht man sich für solche Dinge dann den Kleinsten und Schwächsten aus. Welcher ach wie praktisch, sich dann auch noch gleich bereits bei seinem Eintritt bei allen anderen unbeliebt gemacht hatte. Oder zu Deutsch: Natürlich durfte ich das auserkorene Opfer dafür sein.

Also bestellte man mich ins Büro um mich dort darüber zu informieren, dass ich zukünftig für Spitzeldienste verantwortlich sei. Und JA! Ganz bewusst schrieb ich hier nicht, dass man mich nicht etwa gefragt, sondern informiert hatte. Nun war die Situation jedoch etwas komplizierter als man sich dies ausgedacht hatte, da ich bereits zu viel Unrecht in meinem Leben ertragen musste, um bei solchem mit zu spielen. Und selbst wenn mir die anderen Insassen das Leben zur Hölle machten, wollte ich selbst nicht so tief sinken. Also klärte man mich darüber auf, dass ich auf jeden Fall damit enden würde mich auf Spitzeldienste einzulassen. Und man sei neugierig darauf, wie lange ich es durchhalten würde, wenn man sich von Seiten der Erzieher einfach mal grundsätzlich so geben würde, als wären Spitzeldienste geleistet worden.

Ein Psychospiel, welches in dieser Form dann tatsächlich auch seinen Lauf nahm und mir so einiges an Schlägen einbrachte. Dennoch gab ich mich nicht für solches her, bis eines Tages die Mitbewohner meines Zimmers, meinen Wellensittich quälten. Worauf ich dann zuerst alle Heimbewohner darüber informierte, dass ich nie Spitzeldienste geleistet hätte, trotz all den zugedachten Gemeinheiten und den empfangenen Prügeln. Dass nun aber eine Grenze überschritten sei und ich nun eine Sache denunzieren würde, weil sie mit dem Quälen eines Tieres zu weit gegangen seien. So gesagt, so getan, ohne auf das Niveau eines Denunzianten zu sinken wurden die also verpfiffen. Was dann natürlich für mich die Höchststraffe bedeutete, nämlich: Heimprügel.

Ich wurde also diesmal von den anderen Insassen informiert, dass ich mich zu vorgegebenem Zeitpunkt bei der Turnhalle einzufinden habe. Dort wurde ich in eine Ecke gestellt und vor mir stellten sich mehr als 100 andere Insassen auf, welche Ihren Anspruch auf zweimal einen Schlag auf meinen Oberkörper wahrzunehmen. Und die Erzieher, welche zufällig dort vorbeikamen haben natürlich weg geschaut.

Aus dem Heim aber bin ich erst weg gekommen, als für mich klar war eher zu sterben, als zurück ins Heim. Wie schön eine Kindheit doch sein könnte, wenn Rechtfertigkeit in unserer Gesellschaft nicht nur leere Worte wären……..

Dome
21.05.2012

Die Schwester mit dem Stock gab das Kommando

Im Landeserziehunhsheim Albissbrunn gab es keine Schwestern, sondern Gruppenleiter. Ich war von 1969 bis 1975 dort als sogenanntes Millieukind, sprich unehelich oder Scheidungsweise mit Vormund.

Papa Joe
21.12.2016

Die Schwester mit dem Stock gab das Kommando

Sie waren Täter und Opfer zugleich: Angestellte in Kinderheimen der sechziger und siebziger Jahre hatten es schwer, wenn sie sich gegen Gewalt an den Kindern wehrten.

Artikel vom Beaobachter

16.11.2010

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