Hagendorn, Kinderheim Hagendorn

auch als Heilpädagogisches Zentrum bekannt

Kommentar

Diese Liste war ursprünglich als Forum aufgesetzt. Sie finden hier einzelne Kommentare und Dialoge von Betroffenen oder anderen Interessierten.

Waisenanstalt Hagendorn

Mein Vater kam 1932 als Säugling ins Waisenheim Hagendorn. Er lebte dort bis zu seinem 13.Lebensjahr.Er kann nur andeutungsweise mit Tränen in den Augen darüber berichten. Gewisse Menzinger Schwestern schienen dort Abartiges mit den Kindern gemacht zu haben. Wenn ich andere Schicksale hier auf diesem Portal verfolge,erstaunt es mich nicht, dass auch in der Waisenanstalt Hagendorn, selbiges und schreckliches im Namen Gottes über Jahrzehnte geschah. Falls mein Vater einmal noch mehr erzählen mag, werde ich an dieser Stelle weiter darüber berichten und versuchen all denen eine Stimme zu geben, welche in der Zwischenzeit verstorben sind. Wichtig fände ich auch von der Kirche und deren Orden eine Anteilnahme zu erhalten.

Ela1967
31.12.2013

 

Hallo Ela1967
Mit Interesse habe ich Deinen Beitrag gelesen. Gerne würde ich mehr über das Kinderheim Hagendorn wissen. Meine Mutter kam mit drei jüngeren Geschwistern 1932 als 8-jähriges Mädchen in dieses Heim! Es muss eine sehr schwere Zeit gewesen sein. Sie erzählte nicht viel, aber sie muss einiges mitgemacht haben. Weisst Du inzwischen mehr, was damals abgelaufen ist? Oder kann mir jemand anders über das Heim berichten?
Ich bin für jede Antwort dankbar!

Liebe Grüsse
falco1956

falco1956
30.06.2014

Meine Zeit in Hagedorn

In der Hoffnung, der Armut zu entfliehen, verliessen 1945 meine Eltern mit ihren fünf Kindern ihr Heimatdorf im bündnerischen Puschlav in Richtung Deutschschweiz. Fortan arbeiteten beide unentwegt bei diversen Arbeitgebern in verschiedenen Ortschaften. Doch es blieb bei den ärmlichen Verhältnissen, denn einerseits war die Besoldung wohl eher dürftig, andererseits wogen ihre finanziellen sowie organisatorischen Belastungen schwer, nicht zuletzt, weil noch weitere drei Kinder, darunter ich, hinzugekommen waren.

Unsere Eltern liebten uns alle sehr und wir kamen trotz ihrer arbeitsbedingten Abwesenheiten in den Genuss ihrer Zuneigung und fürsorglichen Erziehung. Wir müssen aber letztendlich doch nicht ins Schema der Gemeinde- und Erziehungsbehörden gepasst haben, da mit einem Mal sämtliche meiner Geschwister – eines nach dem anderen – fremdplatziert wurden und sodann in aller Regel getrennt bei Pflegefamilien und in diversen Kinderheimen, Internaten, Erziehungsanstalten oder wie auch immer diese Einrichtungen bezeichnet wurden aufwuchsen. Ich selbst war diesbezüglich keine Ausnahme.

Meine zweitälteste Schwester, nennen wir sie mal Annabella, musste lange Jahre im Kinderheim Hagendorn verbringen. Sie spricht äusserst selten, nur ungern und unter Tränen davon. Bei so einer Gelegenheit erfuhr ich von ihr, dass auch ich in diesem Kinderheim war, zusammen mit meinem zwei Jahre jüngeren Bruder, den wir mal Antonio nennen wollen. Ich selbst erinnere mich nicht an meine in Hagendorn verbrachte Zeit. Das liegt wohl daran, dass ich erst zweieinhalb Jahre alt war, als man mich und Antonio dort einlieferte. Bei dieser Gelegenheit schilderte mir Annabella eigentlich nur, wie sie mich und meinen kleinen Bruder das erste Mal überhaupt zu Gesicht bekam: «Ich war ja schon ein paar Jahre im Kinderheim Hagendorn, als ich im August 1959, ein paar Tage vor meinem elften Geburtstag, mit Rollschuhen im Hof herumfuhr und von einer Nonne herbeigerufen wurde». Die Nonne, erzählte sie mit gehemmter Stimme weiter, habe dann zu einem Fenster, an dem jemand mit zwei Kleinkindern in den Armen stand, hinauf gezeigt und ihr gesagt: «Schau, die zwei dort oben sind deine Brüderchen». Was nun Antonio und mich betrifft, war dies unser erster Aufenthalt in einem Kinderheim. Da mir wie erwähnt die entsprechenden Erinnerungen fehlen, kann ich weiter nichts zu den damaligen Umständen in Hagendorn sagen. Vielleicht gelingt es mir später mal, Annabella zu ermutigen, selbst über ihre Erlebnisse in diesem und anderen Kinderheimen darzustellen.

Meine eigenen Erinnerungen beginnen erst rund drei Jahre später, als Antonio und ich von Hagendorn ins Kinderheim Bombinasco (TI) verlegt wurden, und später von dort ins Kinderheim Oberbalmberg (SO), darauf ins Kinderheim St. Joseph in Grenchen (SO) und 1970 schliesslich im Knabeninternat S. Anna in Roveredo (GR) landeten. Aber das sind andere Geschichten, die ich hier im Forum des entsprechenden Kinderheims erzählen werde.

Zum Abschluss ein paar vielleicht provokante Gedanken zu Kindern und deren Erziehung:
Alle Kinder werden mit einem Charakter, mit geistiger Regsamkeit, Wissbegier, Lernfähigkeit, mit Begabungen und grossen Erwartungen geboren, sowie mit einem bedingungslosen Vertrauen zu ihren Eltern und zu ihrer Umwelt. Leben ist Ausdruck, und einem kleinen Kind käme es nicht in den Sinn, dem Urgrund seines Lebens zu misstrauen.

Allzu oft hingegen passen Kinder nicht in das Bild vom Kind, wie es den Eltern im Allgemeinen verkauft wird oder vorschwebt. In der Folge neigen diese Eltern leicht dazu, ihre Kinder zu missbilligen, wenn die Kinder Begabungen zeigen, insbesondere wenn es sich um aussergewöhnliche Talente handelt. Die betroffenen Eltern fürchten sich und sind beunruhigt, weil ihre Kinder nicht der Norm entsprechen – aber kein Kind entspricht je der «Norm».

Viele Kinder, die bei ihren Lehrern, bei Pädagogen und Behörden als zurückgebildet oder aufsässig gelten, sind in Wirklichkeit hochbegabt. Das Gleiche gilt für überaktive Kinder, die auf medikamentöse Behandlung gesetzt werden. Ebenso begabt und voll guter Absichten sind die meisten «kriminellen» Kinder, deren Untaten einem Gefühl der Verzweiflung entspringen – sie fühlen sich ohnmächtig. Ihre Rebellion ist ganz natürlich. Den meisten krankhaften, selbstbezogenen und kontaktunfähigen Kindern hat sich schon früh die Idee bemächtigt, die Welt sei so voll von Unsicherheit, dass man besser gar nicht erst mit ihr kommuniziert. Dieses Kind fühlt dann, dass es gefährlich ist, sich auf die Welt einzulassen.

Solche Kinder versinnbildlichen das, was geschieht, wenn ein Mensch sich für wertlos hält, wenn es den eigenen Impulsen nicht vertraut und es für sicherer hält, seine Begabungen zu verleugnen, anstatt sie zu nutzen.

Enrico1956
16.08.2017

Heimkind ab 10. Lebensjahr

Ja, ich war in diesem Kinderheim gewesen in Hagendorn von meinem 10 Lebensjahr an. Ich habe Jahrgang 1959.  Mich hatte man dorthin gebracht, weil niemand mich wollte in meiner Familie. Ich wurde von meinem Vater geschlagen und meine Mutter wollte nichts wissen von mir, weil sie im Tessin gewohnt hatte.  Meine Großmutter wohnte in Wettingen AG. Sie war etwas zu alt, um auf mich aufzupassen, darum musste ich nach Hagendorn gehen.  Ich war nicht dumm gewesen, aber geistig etwas zurückgeblieben. Ich war im Kinderheim Hagendorn zuerst 3 Jahre in der Sonderschule gewesen. Die Schwestern waren gut, aber streng gewesen, ich konnte mich dort wirklich gut entfalten, was ich bei meinen Eltern nie konnte. Ich habe mich geistig so erholt,  dass ich dann in die Realschule in Cham gehen konnte. Später habe ich die Sek Prüfung bestanden,  habe meine Schule dort in Cham fertig gemacht, aber ich wohnte weiterhin im Kinderheim Hagendorn, bis ich es verlassen konnte. Wenn ich Ferien oder wegen Feiertagen ein verlängertes Wochenende gehabt habe, konnte ich immer zu meiner lieben Großmutter gehen. Sie war eigentlich wie eine Mutter für mich gewesen. Jedes Mal, wenn ich zurück musste ins Kinderheim, weinte ich, weil ich nicht gern dort war.

W. Amport
22.04.2024

Haben Sie Informationen zu Hagendorn, Kinderheim Hagendorn?

Sie haben Fotos, Bilder oder weitere Informationen zu diesem Kinderheim? Lassen Sie uns diese gerne zukommen.

Schreiben Sie uns eine E-Mail